Flüchtigkeit

Wir wollen Archive. Wir wollen Sammlungen. Wir wollen Dokumente. Aber dem Archiv wohnt ein Übel inne. Dieses Übel hängt mit der Tatsache zusammen, dass jedes Archiv immer in einem Kontext entsteht. „Kein Archiv ohne Draußen“, schreibt Jacques Derrida. Dieses „Draußen“ bestimmt, was unter welchen Kategorien in das Archiv gelangt. Wir formulieren es so: Archive geben sich den Anschein des Objektiven, aber sie sind immer ideologisch strukturiert, einem Anliegen verschrieben. In den Archiven entscheidet man: Was wird bewahrt? Was geschreddert? Was bleibt sichtbar? Was verschwindet und wird den Blicken entzogen? Was ist wichtig? Was nicht?

Unser Versuch ist es, die Falle des Archivs zu umgehen. Daher sind die Strukturen und Dokumente in unserem Archiv nicht für immerdar, nicht verlässliche Quellen, sondern flüchtig, wandelbar, sprunghaft. Daraus ergeben sich weitere Blickpunkte, sowie Unklarheiten aber auch neue Fundstücke und Einsichten. Aus einer Übersetzungsarbeit ergibt sich die nächste. Aus dem flüchtigen Ding ums Erinnern (Performance „Meine drei Großmütter“) die Frage nach der persönlichen Identität („Meine drei Großmütter“ als Lecture Performance) und daraus die Frage nach der der Selbstbeschreibung eines Ortes durch seine Bewohner_innen („Ins Blaue“ 2014 und „Poznan – Was braucht die Stadt“ 2016).